My first IG post

Mein erster Instagram Post.

Mein erster Instagram Post war eine größere Herausforderung als ich dachte.


Für heute hatte ich mir nichts anderes vorgenommen, als meinen ersten Post zu erstellen. Über die letzten Wochen hatte ich mich vermehrt mit Unternehmensprofilen auseinandergesetzt, folgte der ein oder anderen neuen Seite und trug mich für sämtliche Freebies ein, was meinen Business-fokussierten Algorithmus enorm anheizte. Mein ganzer Feed war voll mit ähnlichen Produkten und Dienstleistungen wie den meinen. Professionell, clean, strukturiert und nochmals professionell. Doch bei all der Inspiration wurde mir vor allem eines klar: So sollen meine Posts nicht aussehen. Ich möchte keinen werblichen Content generieren und nichts hoch poliertes online stellen. Ich möchte echt wirken und die Leute, die es interessiert an realen Momenten, neuen Erfahrungen und den unzähligen Herausforderungen, die das Gründen mit sich bringt, teilhaben lassen.


Dabei wärs natürlich schön, neben echt und authentisch auch sympathisch zu wirken, nahbar.


Da saß ich nun also, wusste genau, was ich nicht wollte.

Ich hatte mir bereits meine ersten Fotos sowie eine grobe Storyline zurechtgelegt. „Jetzt muss ich nur noch das Wording finalisieren und dann bin ich eigentlich so gut wie fertig.“


So einfach war es dann natürlich doch nicht. Nachdem ich den ersten Satz gefühlte 100 Mal umgeschrieben hatte, nur um am Ende wieder bei der Ursprungsversion herauszukommen, entschied ich mich, erst einmal die Wohnung aufzuräumen. Ein sauberes, aufgeräumtes Umfeld soll ja helfen, um selbst klarer denken zu können. Das meine ich zumindest mal irgendwo gelesen zu haben.


45 Minuten und 2.5 Räume später...

… saß ich also wieder hinter meinem Laptop und versuchte mich an Slide Nummer 2. Den Text hatte ich bereits, doch nun fiel mir auf, dass das zuvor herausgesuchte Foto gar nicht wirklich zum Text passte.


Da ich weder die technische Ausstattung, noch die personellen Ressourcen für ein proper Fotoshooting zur Verfügung hatte, filmte ich also ein Video von mir, stoppte an den Stellen, die mir am besten gefielen und speicherte eben diese in Form von Screenshots ab. Foto war also im Kasten, Text passte gut – hier war sie: Slide Nummer 2.


Heiter weiter.

Bevor ich mit Slide Nummer 3 begann, machte ich den Fehler, zurück zu Slide Nummer 1 zu gehen. Ihr erinnert Euch: Das Wording war bereits vor Stunden eine Herausforderung gewesen. Nun war ich mit dem Wording soweit zufrieden, doch meine handschriftlich eingefügten Notizen gefielen mir nicht mehr. Also setzte ich mich wieder an die Bearbeitung von Slide Nummer 1 und verschwendete erneut Zeit.


Irgendwann wurde ich wütend.

Ich versuchte den ganzen Prozess, mich und die bisherige Arbeit, mit etwas Distanz zu betrachten und das einzige, was ich sah, war, wie mich mein Perfektionismus hemmte. Ich hing mich an den allerkleinsten Kleinigkeiten auf, anstatt mir selbst einen Vertrauensvorsprung zu geben und einfach weiter zu arbeiten. Gleichzeitig spürte ich, wie unsicher ich war, denn so ein erster Post musste perfekt sein – zumindest in meinen Augen.


Aber natürlich muss er das nicht. Leute, meine Instagram Seite hat aktuell (Stand 06. Mai 2024) sage und schreibe 20 (!) Follower, wovon 19 meine engsten Freunde und Familie sind. Shoutout an die eine Person, die mir wahrscheinlich, um selbst neue Follower zu generieren, gefolgt ist. Aber zurück zum Thema. Ich verschwendete Unmengen an Zeit und Arbeit, für einen Post, den sowieso erstmal nicht viele Menschen sehen würden. 


Trotzdem war es mir irgendwie enorm wichtig, dass er perfekt war.

Echt. Und mich in meiner ganzen Persönlichkeit irgendwie „einfing“. Das wird er natürlich niemals können, aber durch das Teilen persönlicher Inhalte auf Social-Media-Plattformen setzen wir uns ja auch immer einer öffentlichen Bewertung und Meinung aus. Ich würde lügen, würde ich sagen, dass das nichts mit mir macht. Ich mache mich dadurch verletzlich. Angreifbar. Und um dieses Risiko zu minimieren, muss eben alles perfekt sein. Daher wohl der Druck hinter dem ganzen.


Der Moment, in dem ich das realisierte, war wohl der wichtigste im ganzen Prozess. Denn sobald mir klar war, wieso ich mich selbst so ausbremste, konnte ich damit umgehen und meiner eigenen Unsicherheit entgegenwirken. 


Ein Post, der vorher den Anspruch hatte, perfekt zu sein, wurde zu einem Post, der echt war.

Ich schrieb herunter, was ich zu sagen hatte. Ohne Schnickschnack, ohne Anspruch auf Perfektion und wenn ich ihn jetzt anschaue, finde ich ihn zwar immer noch nicht perfekt, aber ich mag ihn irgendwie und das ist wohl die Hauptsache.